Der Mercedes-Fahrer George Russell hat Licht auf die wachsenden Spannungen zwischen den Formel-1-Fahrern und der FIA geworfen und behauptet, dass mehrere Fahrer im Grid „genug“ von dem Sportverband haben. Die Beschwerden ergeben sich aus Problemen wie unklaren Geldstrafen, mangelnder Kommunikation und Transparenz, wobei die Grand Prix Drivers’ Association (GPDA)—in der Russell als Direktor tätig ist—offen ihre Bedenken äußert.
„Fahrer fordern Transparenz“
Am 7. November veröffentlichte die GPDA einen offenen Brief auf Instagram, in dem der FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayem aufgefordert wurde, direkt auf ihre Bedenken einzugehen. Der Brief betonte die Notwendigkeit von finanzieller Transparenz und offenem Dialog und hob die wachsende Unzufriedenheit unter den Fahrern hervor.
„Wir fordern erneut, dass der FIA-Präsident finanzielle Transparenz und einen direkten offenen Dialog mit uns bereitstellt“, hieß es in dem Brief.
Russell erklärte während der Pressekonferenz der Las Vegas Grand Prix-Fahrer, dass die FIA bisher nicht auf die Erklärung der Fahrer reagiert hat.
„Im Moment haben wir noch keine Antwort von der FIA erhalten, was uns ein wenig überrascht hat“, sagte Russell. „Wir wollen Transparenz und Dialog, aber es fühlt sich an, als würden wir nicht gehört.“
Bußgelder und finanzielle Verantwortung
Eines der Hauptprobleme der GPDA betrifft Fahrerbußgelder, von denen die FIA gesagt hat, dass sie bis zu 1 Million Dollar betragen könnten. Laut Russell gibt es wenig Klarheit darüber, wie diese Gelder verwendet werden, wobei die Fahrer sichergehen wollen, dass sie dem Sport zugutekommen, beispielsweise durch Basisprogramme oder Sicherheitsinitiativen.
„Wenn wir wüssten, wo [das Geld] reinvestiert wird – in Basis- oder Ausbildungsprogramme – würden wir es verstehen“, erklärte Russell. „Aber im Moment sind wir im Dunkeln.“
Das Thema hat die Fahrer besonders verärgert, zumal Bußgelder für Handlungen wie Fluchen oder geringfügige Verstöße übermäßig erscheinen, ohne dass klare Reinvestitionspläne vorliegen.
Eine Drehtür bei der FIA
Ein weiterer Streitpunkt für die Fahrer ist der ständige Wechsel innerhalb der FIA, da wichtige Personen ihre Ämter in schneller Folge verlassen. Russell glaubt, dass diese Instabilität zur mangelnden Kommunikation und zum fehlenden Fortschritt bei den Anliegen der Fahrer beigetragen hat.
„Es gab in letzter Zeit viel Wechsel bei der FIA, was nicht hilfreich war“, bemerkte Russell. „Es hat eine Situation geschaffen, in der sich die Fahrer nicht gehört fühlen.“
Russell erwähnte speziell den Rücktritt des ehemaligen Rennleiters Niels Wittich, der seiner Meinung nach die Ausschluss der Fahrer von wichtigen Entscheidungen verdeutlicht.
„Genervt von der Situation“
Russell betonte, dass die Frustrationen der Fahrer aus dem Wunsch kommen, den Sport zu verbessern, und nicht aus persönlichen Gründen.
„Letztendlich tun wir das alles nur zum Wohle des Sports“, sagte er. „Aber es gibt eine Reihe von Fahrern, die mit der ganzen Situation genervt sind, und es scheint, als ginge alles in die falsche Richtung.“
Die GPDA hat versucht, intern an der Lösung dieser Probleme zu arbeiten, aber Russell deutete an, dass frühere Bemühungen wenig Veränderung gebracht haben, was die Gruppe dazu veranlasste, öffentlich zu werden.
„Wir haben wahrscheinlich gelernt, dass es, wann immer wir intern gesprochen haben, nirgendwohin geführt hat“, gab Russell zu. „Es sind jetzt ein paar Jahre vergangen, und es hat sich nicht viel verändert.“
Der Weg nach vorne
Während Russell zugab, dass es „nicht schwierig“ sei, ein persönliches Treffen mit FIA-Präsident Ben Sulayem zu vereinbaren, argumentierte er, dass es eine Herausforderung bleibe, bedeutende Veränderungen zu erreichen.
„Es scheint etwas herausfordernder zu sein, Dinge zu ändern oder Versprechen einzuhalten“, sagte er. „Wir wollen bei einer Reihe von Themen einen kleinen U-Turn machen und mit der FIA zusammenarbeiten, aber das ist einfach nicht passiert.“
Die Fahrer fordern nun die FIA auf, die Ernsthaftigkeit ihrer Bedenken anzuerkennen und einen kooperativen Ansatz zur Lösung von Themen wie finanzieller Transparenz, Geldstrafen und allgemeiner Governance zu verfolgen.
Eine wachsende Kluft
Russells Kommentare unterstreichen die wachsende Kluft zwischen den Fahrern und der FIA, eine Kluft, die die Beziehungen weiter belasten könnte, wenn sie ungelöst bleibt. Während die Formel 1 weiterhin ihre globale Reichweite und Popularität ausbaut, wird es entscheidend sein, eine offene Kommunikation zwischen Fahrern und dem Verband sicherzustellen, um die Glaubwürdigkeit und Einheit des Sports aufrechtzuerhalten.
Im Moment steht die GPDA vereint da und drängt auf Verantwortung und eine erneuerte Partnerschaft mit der FIA. Ob ihre Forderungen zu bedeutenden Veränderungen führen werden, bleibt abzuwarten – aber die Fahrer machen deutlich: ihre Stimmen müssen gehört werden.