Porsches elektrischer Traum steht vor einer drastischen Realität. Der Flaggschiff-Elektrowagen des Luxusautomobilherstellers, der Taycan, verzeichnete in den ersten neun Monaten des Jahres 2024 einen erstaunlichen Rückgang von 50 Prozent bei den globalen Verkaufszahlen, mit nur 14.042 verkauften Einheiten. Dieser starke Rückgang trägt zu Porsches insgesamt sinkenden Verkaufszahlen bei, die weltweit um 7 Prozent zurückgegangen sind.
Trotz der Bemühungen, sein Sortiment zu elektrifizieren, beschränken sich Porsches Probleme nicht nur auf den Taycan. Der Panamera, ein weiteres wichtiges Modell, fiel um 20 Prozent bei den Verkaufszahlen und erreichte nur 21.506 Einheiten. Sogar der beliebte Macan SUV blieb von dem Rückgang nicht verschont und verzeichnete ebenfalls einen Rückgang von 20 Prozent mit 55.000 verkauften Einheiten. Porsche führt einen Teil dieses Rückgangs auf das Auslaufen des benzinbetriebenen Macan in Europa und die Einführung neuer Modelle bei den Händlern zurück, aber die Zahlen erzählen eine düstere Geschichte.
Globale Probleme: Chinas Marktabschwung trifft hart
Regional spürt Porsche den Druck am stärksten in China, seinem größten Markt, wo die Verkaufszahlen um 29 Prozent eingebrochen sind. Nordamerika schneidet nicht so schlecht ab, verzeichnet jedoch ebenfalls einen Rückgang von 5 Prozent. Porsche weist auf eine „angespannte wirtschaftliche Lage“ in China und eine „begrenzte Produktionsverfügbarkeit“ in Nordamerika als die Hauptgründe für diese regionalen Rückschläge hin.
Bemerkenswert ist, dass Porsches Erklärung keine Erwähnung der nachlassenden Nachfrage nach Elektrofahrzeugen enthält, ein Problem, das Automobilhersteller weltweit plagt. Da auch Porsches Konkurrenten wie Mercedes und BMW in China mit aggressiven Elektrofahrzeug-Einführungen kämpfen, ist klar, dass die Branche mit einer Vertrauenskrise konfrontiert ist, und Porsche könnte davon nicht verschont bleiben.
Die Lichtblicke: Cayenne und 911 halten die Flamme am Leben
Es gibt jedoch nicht nur schlechte Nachrichten. Der Cayenne SUV ist der Star von Porsche und verzeichnet einen Verkaufsanstieg von 21 Prozent, mit beeindruckenden 77.686 verkauften Einheiten bis jetzt im Jahr 2024. Auch der ikonische 911 hat sich behauptet, mit einem moderaten Anstieg von 2 Prozent und 39.744 Auslieferungen.
Überraschenderweise erleben die bald eingestellten Modelle 718 Boxster und Cayman eine Wiederbelebung und verzeichnen ein Wachstum von 10 Prozent im Jahresvergleich mit 18.048 verkauften Einheiten. Diese Sportwagen trotzen dem Rückgang und geben Porsche einen Hoffnungsschimmer inmitten des breiteren Marktrückgangs.
Exklusive Einschätzung: Porsche setzt auf Qualität statt Quantität
Trotz der alarmierenden Zahlen bleibt Porsche kämpferisch. Detlev von Platen, der Vertriebs- und Marketingleiter der Marke, spielte die Herausforderungen herunter und erklärte: „Das Marktumfeld bleibt weltweit herausfordernd. Mit der jüngsten Modellpalette in der Unternehmensgeschichte und einer ausgewogenen Verkaufsstruktur in den Regionen sind wir jedoch in einer robusten Position.“
Von Platen betonte weiter einen „qualitätsorientierten Ausbau“ neuer Modelle und bestand darauf, dass Porsches Fokus auf ein hochwertiges Markenerlebnis sich langfristig auszahlen wird. Der Automobilhersteller setzt auch auf bevorstehende Markteinführungen wie den elektrischen Macan und die EV-Nachfolger der 718-Serie, um wieder Schwung zu gewinnen.
Doch mit dem Rückgang der EV-Verkäufe und den Schwierigkeiten der Konkurrenten in der Stadt, in wichtigen Märkten Fuß zu fassen, ist eines klar: Porsche steht vor einer holprigen Fahrt. Wird es dem in Stuttgart ansässigen Automobilhersteller gelingen, seine EV-Strategie wieder auf Kurs zu bringen, oder ist dies der Beginn einer größeren Abrechnung für Luxus-EVs?